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Als Autor sind Sie der Schöpfer

Als Krimiautor haben Sie unzählig viele Möglichkeiten, Ihren Stoff zu gestalten. Als Schriftsteller spielen Sie Schöpfer. Wie würden Sie zum Beispiel den „Bibelkrimi“ Kain und Abel formal anlegen? Ganz sicher nicht als klassischen Whodunit, denn der Täter steht ja von Anfang an fest. Bestimmt auch nicht als Polizei- oder Detektivroman, denn die Ermittlungsarbeiten sind hier nicht von zentraler Bedeutung. Vielleicht würden Sie der Geschichte von Kain und Abel in einem Gerichtsroman gerecht, in dem Anklage, Verurteilung und Rechtssprechung im Mittelpunkt der Geschichte stehen.

Aus welcher Perspektive würden Sie den Krimi erzählen?

Aus der Sicht des Täters Kain? Wie könnte die Biografie des erfolglosen Erstgeborenen aussehen? Und wie die seines Bruders? Welcher Art war die Beziehung zwischen den beiden Brüdern? Das sind nur einige der vielen Fragen, die Sie sich als Autor beantworten müssten …

Oder Sie schreiben aus der Perspektive des Richters Gott. Auch dies wirft jede Menge Fragen auf: War Kain eine Marionette seines Schöpfers? Hatte Gott sich über sein Geschöpf geärgert? War er dessen überdrüssig? Oder hatte er gar einen dilettantischen Gehilfen, der seinerzeit einen irreversiblen Fehler im Bauplan des Menschen verursacht hatte, und Gott musste es nun ausbaden bzw. richten …

Wie würden Sie die Geschichte erzählen, wie sie beginnen?

Von vorne nach hinten, also chronologisch? Oder von hinten nach vorne, mit Rückblenden? Welche Schwerpunkte möchten Sie setzen. Würden Sie mit Kains Kindheit anfangen, mit den Umständen, unter denen das Kind Kain aufgewachsen ist, die Erfolglosigkeit all seiner harten Bemühungen schildern, seinen Kampf um Liebe, Anerkennung und Beachtung und sich so chronologisch voranarbeiten bis zum unausweichlichen Höhepunkt, dem Brudermord?

Vielleicht würden Sie auch einen ganz anderen Krimi daraus machen, indem Sie lieber mit den Folgen des Verbrechens und Urteils anfangen: Der Mörder Kain zieht als ruheloser Nomade durch die Welt. Er kann seinen Beruf als Bauer nicht mehr ausüben, da ihm schlichtweg alles, was er anbaut unter der Hand verfault und verdörrt. Er ist auf Almosen angewiesen, um zu überleben, aber wie soll er jemanden bitten? Alle, auf die er trifft haben entweder Angst vor ihm oder empfinden großen Abscheu. Denn Kain ist ein Gezeichneter, auf dem ein Fluch lastet und der ein furchtbares Geheimnis in sich trägt …

Selbstverständlich könnten Sie Ihren Krimi auch mit dem Mord selbst beginnen lassen … und Sie hätten einen dritten Kriminalroman.

 

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